20. Mai 2022
Seit dem vergangenen Freitag ist es so weit: das Team vom Kulturkeller Koffer ist wieder zurück in den angestammten Räumen! Den Auftakt machten Jürgen Schindler und Markus Kaufmann aus Kenzingen, besser bekannt als „Southern Breeze“.
Es ist einfach unglaublich, was die beiden Musiker auf die Beine stellen: umgeben von unzähligen Instrumenten, legten sie gleich los mit „I got rhythm“ von George Gershwin. Gleich hier konnte das Publikum erahnen, was in den folgenden drei Stunden zu erwarten war. Mit der linken Hand hält Jürgen Schindler die Basslinie auf dem Akkordeon, mit der rechten Hand ein Solo auf dem Glockenspiel, dazu der rechte Fuß an der Basedrum und der linke Fuß bedient ein Tamburin. Unglaublich!
Und genauso ging es weiter mit Dinah Washingtons „What a difference a day makes“: hier bietet Markus Kaufmann eine solide Basis mit Fußtrommel und Becken, und dazu ein wunderbar kühles Saxofonsolo – übrigens auf einem Instrument, das schon nahezu 100 Jahre auf dem Buckel hat und dem man die erlebten Jahre einfach nicht ansieht.
Das Publikum hat es bereits in der ersten Viertelstunde des Abends buchstäblich von den Stühlen gerissen, denn der Funke sprang sofort über und es wurde in den folgenden Viertelstunden mehr und mehr zu einem gemeinsamen Erleben von Band und Publikum. Ray Charles´ „Hallelujah I love her so“ brachte sogar einige der Gäste zum Tanzen. Bei Billy Emersons „Red Hot“ aus dem Jahre 1952 war es fast so, als befände man sich in den verrauchten Spelunken und Clubs Floridas.
Es war eine unterhaltsame Reise, die „Southern Breeze“ mit den Zuhörern unternahm. Diese begann in den Gassen von New Orleans, führte hinüber auf die Prärien Amerikas, machte einen Abstecher ins Elsass, wo natürlich der „Hans im Schnoogeloch“ besungen und bespielt wurde, machte einen längeren Aufenthalt in den Pubs Irlands, um dann – allerdings noch vor halb eins – auf der Hamburger Reeperbahn zu enden.
Fasziniert lauschte das Publikum Dave Brubecks „Take Five“ mit einem virtuosen Dialog zwischen Saxofon und Akkordeon, unterstützt von Percussion und Schlagwerk – wohlgemerkt immer nur von zwei Musikern gespielt, buchstäblich „mit Händen und Füßen“. Wobei nicht vergessen werden darf, dass die beiden auch gesanglich so einiges zu bieten haben. So konnten sie selbst dem „Blue Moon of Kentucky“ und dem Titelsong der Muppet-Show zu einem grandiosen neuen Leben verhelfen. Waschbrett, Kazoo und Maultrommel waren hier nicht zu überhören.
Überhaupt war die Vielzahl der Instrumente einfach überwältigend. Was auf den ersten Blick wie ein Musikalien-Flohmarkt aussah, war in der Tat wohlgeordnet und wurde alles nacheinander auch eingesetzt. Immer wieder war man bemüht, der Aufforderung der Musiker zu folgen und die bereits gespielten Instrumente mitzuzählen. Aber das war schlichtweg nicht möglich und der Schreiber dieser Zeilen hat irgendwo bei 40 oder 45 aufgegeben.
Am Ende des Konzerts waren sich alle einig, dass dieser Abend ein gelungener Auftakt für die kommenden Koffer-Veranstaltungen war und darüber hinaus genau das Richtige, die Rückkehr in den Keller zu feiern.