03. März 2018
LAHR-HUGSWEIER. Einfach mal mit seinem Freund die Lieblingslieder spielen. Gemeinsam. Auf der Bühne. Im Koffer. Das war die Idee, zu der sich Markus Braun, Mitgründer und Vorsitzender des Kulturkellers Koffer, im Laufe eines guten Essens – und wohl nicht nur einem Glas Rotwein – bereit erklärt hatte. Am vergangenen Samstag wurde die Idee in die Tat umgesetzt.
Das Problem von Braun war: Sein Freund, der Gitarrist Jean-Paul
Distel, ist ein gestandener Vollprofi. Neben einem solchen zu bestehen
würde für so manchen Musiker eine gewisse Herausforderung darstellen. Um
es gleich vorweg zu nehmen: Markus Braun hat den Auftritt souverän
gemeistert. Und nicht nur das: Alle drei Musiker auf der kleinen Bühne
des mit über 60 Zuhörern prall gefüllten Kellers zeigten von Stück zu
Stück zunehmend mehr Spaß, genossen sichtlich das gemeinsame Musizieren
und übertrugen dieses Gefühl schnell auf das Publikum. Die beiden
Freunde hatten zur Unterstützung Laurence Gondet mit ihrem Kontrabass
eingeladen, auch sie hat viel Erfahrung in verschiedenen Formationen.
„Diamonds of Music“ nannten sie die Zusammenstellung der Stücke. Heraus
gekommen ist eine gelungene Mischung aus französischen Chansons,
irischen Love-Songs, Country- und Westernballaden und Bluesstücken bis
hin zu den Rock- und Popsongs der 1970er- und 1980er-Jahre von Eric
Clapton bis Neil Young. Nach dem Start mit einem Bluesstück – Braun an
der Gitarre und mit Gesang und Distel an Gitarre und an der Dobro –
zeigte sich der Koffer-Vorsitzende doch erleichtert: „Das erste Stück
ist immer das schwierigste.“ Mit Dolly Partons Countrysong „Jolene“
gewann Braun weitere Sicherheit, so dass er in Phil Collins „Another day
in Paradise“ richtig aufblühte. Distel witzelte: „Leute, schließt die
Augen. Dann seht ihr Phil Collins vor euch. Nur sein Scheitel ist etwas
breiter.“
Dass Markus Braun die Courage hat, neben einem derart versierten
Musikprofi anzutreten – Chapeau. Braun zeigte mit jedem Stück mehr, dass
auch er seine Gitarre beherrscht, und ließ hin und wieder mit einem
Solo aufhorchen. Ganz stark im Zusammenspiel mit Distel dabei drei
Stücke von Johnny Cash, bei denen sie sich gegenseitig abwechselnd die
Soli zuspielten. Für einen weiteren Farbtupfer sorgte Braun, als er bei
einigen Stücken noch die Bluesharp dazu nahm, den „Schnuffelrutsch“, wie
Distel auf gut elsässisch erklärte.
Distel seinerseits ist ein Könner an der Gitarre und an der Dobro, die
er schluchzend schön Ry-Cooder-mäßig einzusetzen weiß. Und das gilt auch
für seine Stimme. Egal, ob er raubeinige Country- oder Bluegrass-Songs
vorträgt oder einfühlsam irische Liebeslieder – er hat das einfach
drauf. Eine Stärke von ihm sind auch die französischen Klassiker wie die
Chansons von Jacques Prevert, Yves Montand oder Gilbert Becaud
(„Nathalie“), von denen er einige als „seine Diamanten“ ausgewählt hat.
Sprachlich versiert wechselt er dabei übergangslos vom Deutschen ins
Englische ins Französische – und natürlich ins Elsässische.
Mit einem langen Applaus, zwei Zugaben, einem kleinen Geschenk und einem
englischen „wow“ sowie einem französischen „magnifique“ wurden die
Musiker in den Feierabend entlassen.
von Hagen Späth (BZ 08.03.2018)
FOTO: Heidi Fössel